Wie viel Unternehmergeist steckt in Deutschland? Das diskutierten beim UdL Digital Talk Rainer Brüderle, Fraktionschef der FDP im Bundestag, und Verena Delius, CEO von goodbeans. Die Aufzeichnung der spannenden Diskussion ist ab sofort online zu sehen.
Wie viel Unternehmergeist steckt in Deutschland?
Nachdem Deutschland lange Zeit nicht als Land der großen technischen Innovatoren, sondern vielmehr als das der technischen Optimierer galt, wächst nun eine Startup-Szene heran, die international für Aufmerksamkeit sorgt. Wie lässt sich diese Entwicklung weiter vorantreiben, und durch was wird sie noch ausgebremst?
Unternehmertum als Schulfach
Was macht aus einem Menschen einen erfolgreichen Gründer? Kann man Unternehmergeist lernen? Ja – allerdings werde in der Schule aktuell noch zu wenig getan, um entsprechende Fähigkeiten zu vermitteln, so Delius. Brüderle stimmte zu: In der Schule müssten junge Menschen auf die Laufbahn eines Unternehmers vorbereitet werden. Im Prinzip hätten junge Menschen durch das Internet heute bessere Chancen, ein eigenes Unternehmen zu gründen als früher, so Brüderle. Allerdings fehle es oftmals noch den Lehrern selbst an Fähigkeiten zum gezielten Umgang mit neuen Medien. Damit landete Brüderle bei der aktuell in fast jeder Diskussion unausweichlichen Frage der Medienkompetenz.
Angst vorm Scheitern
Unternehmergeist sei aber auch eine Frage der Einstellung, da waren sich beide Diskutanten einig. Viele potenzielle Unternehmer seien zu risikoscheu. Die Probleme im deutschen Unternehmertum seien in genau dieser Mentalitätsfrage verankert. Der Umgang mit dem Scheitern müsse in unserer Kultur anders gelebt und nicht tabuisiert oder verpönt werden, wie es heutzutage noch oftmals der Fall sei, so Delius. Brüderle führt aus: „Wir brauchen eine Kultur der zweiten Chance“.
Politische Förderung
Brüderle wies darauf hin, dass weit über 800 Förderprogramme durch die öffentliche Hand existieren würden – eine Systematisierung und Bereinigung sei dringend nötig. Dies konnte Delius nur bestätigen: Das Antragsprozedere sei viel zu anspruchsvoll und kompliziert, es koste oftmals mehr Ressourcen, als durch die Programme gewonnen werden könnten. Die Maßnahme, mit der die Politik Start-Ups besser unterstütze könne, sei die Öffnung Europas. Deutschland habe die europäische Arbeitnehmerfreizügigkeit lange abgelehnt. Ein Fachkräftemangel in spezialisierten Branchen ließe sich aber nicht allein durch Umschulungen lösen: “Programmierer wird man nicht mal eben weil die Politik denkt, das wäre doch ganz praktisch. Das sind Künstler.”
Alle Fotos vom UdL Digital Talk kann man hier ansehen.
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